18. September 2002 bis 15. November 2002
Eröffnung:
17. September 2002, 20 Uhr
In einer Zeit medialer Beschleunigung und virtueller Ortlosigkeit, versucht Anke Bauer in ihrer Malerei ihren eigenen Lebensraum zu finden. Vordergründig erscheinen die Dinge und Personen in einer sinnvollen Ordnung. Erst auf den zweiten Blick wird das Paradox der Szenerie sichtbar, in der das Unbehagen lauert und sich steigert bis zu einem beängstigenden Moment.
1973 |
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geboren in Reutlingen |
1994-2001 |
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Kunstakademie Stuttgart |
1997 |
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Stipendium von Germinations in Aix en Provence |
2000 |
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Auslandstipendium der Kunstakademie (New York) |
2001 |
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DAAD für USA |
Surfen durch die himmelblaue Leere
Anke Bauer stellt bei Wehr aus
Beinah könnte man die futuristisch aufragenden Hochhaustürme oder die weitwinklig kühnen Autobahnlandschaften in die Tradition der Architekturfantasie einordnen. Doch die virtuellen Raumordnungen der Stuttgarter Künstlerin Anke Bauer sind nicht allein der utopischen Spielerei wegen entworfen worden. Halten die Bilder doch geradezu allegorisch die Göttinnen unserer globalisierten Gegenwart, die Geschwindigkeit und die Mobilität, auf der Leinwand fest.
Der Galerist Rainer Wehr hat jetzt die neuesten Arbeiten der aus Reutlingen gebürtigen Künstlerin in seinen frisch renovierten Ausstellungsräumen versammelt. Straße schwebt da über Straße, bombastisch verknotet mit einer Art Achterbahn. Hin und wieder braust ein traurig einsamer Wagen über den Asphalt, das fahrbare Einfamilienhaus gleich an der Anhängerkupplung. All das ist handwerklich sauber gemalt, gestützt auf fotografische Vorlagen, die hier aber mit hyperrealistischem Pathos ganz neu kombiniert werden. Ob nun Großflughafen oder Wohnkolonie - längst ist den schönen, weißen Zukunftsvisionen der Boden unter den Füßen weggerutscht: Schwerelos surfen die Architekturen hier durch eine himmelblaue Leere.
Auf Betonterrassen versammelt die Schülerin von Moritz Baumgartl und Cordula Güdemann schließlich die Staffagefiguren dieser Bauingenieursmythen. Vergnügungssüchtig räkelt sich eine bunte Spaßgeneration im Sonnenlicht, als ahne niemand etwas von der Apokalypse, die bereits leise herangrollt. Andere stehen auf einer Besucherplattform, um in befremdlicher Naivität das beschleunigte Welttheater zu beklatschen.
Stuttgarter Zeitung vom 20. September 2002